Rebellion durch Selbstliebe

In einer Gesellschaft, die von deinen Selbstzweifeln profitiert, ist sich selbst zu lieben ein Akt der Rebellion!

Das war die einzige Schmiererei, die ich in einer Unterführung gelesen hatte, die eine echte Botschaft enthielt. Ich blieb stehen und dachte darüber nach, was einen Menschen dazu gebracht hatte diesen beinah philosophischen Text dort zu hinterlassen. Wie mag es ihm zuvor ergangen sein, dass er sich dazu hinreißen ließ diese Nachricht für alle sichtbar zu machen? Was war der Beweggrund? Welche Erleuchtung wurde da erfahren um uns mitzuteilen, dass Selbstliebe etwas ist, das es zu Leben lohnt? Und warum in diesem Kontext? Ich hatte viele solcher Fragen, die ich gerne gestellt hätte. Doch ich stand hier allein mit meinen Gedanken und fragte mich: „Liebe ich mich selbst? Kann ich mich so akzeptieren wie ich bin?“

Ich nahm diese Gedanken mit und ging weiter meines Weges. Wie war es zu verstehen, dass die Gesellschaft von meinen Selbstzweifeln profitierte? Konnte man wirklich Geld oder andere Vorteile aus meinen Selbstzweifeln ziehen? Und was würde sich ändern, wenn ich diese ablegen und mich selbst so akzeptieren würde wie ich bin? Tat ich das nicht schon? Oder war ich Teil der Gesellschaft, die aus den Zweifeln anderer Profitierte? Je länger ich ging und ich über das geschriebene Nachdachte, um so mehr Fragen hatte ich. Der Weg endete und ich stand an einer Gabelung. Da ich kein festes Ziel hatte überlegte ich, ob ich nun rechts oder links weiter gehen sollte. In welche Richtung ist wohl die Person gegangen die den Text verfasst hatte, der mich nun schon eine Weile beschäftigte? Und vielleicht machte es keinen Unterschied wohin man ging, sonder nur woher man kam? Konfuzius soll gesagt haben: „Der Weg ist das Ziel“ Damit wollte er mir sagen, dass das eigentlich Ziel nicht so wichtig ist, sondern der Weg dorthin, die Erkenntnis. Also allein durch die Frage, ob ich mich selbst Liebe, sollte mir nun bewusst sein das ich es nicht tat. Denn wenn ich mich selbst lieben könnte, würde ich wahrscheinlich die Antworten auf meine Fragen als nicht mehr so wichtig erachten. Auf dem Weg zur Selbstliebe würden sich einige selbst beantwortet haben und andere verblasst sein. Mir wäre nicht mehr wichtig was andere über mich dachten.

Und ich begann zu verstehen, wie die Gesellschaft von meinen Selbstzweifeln profitierte. Mir war es wichtig, was andere über mich dachten. Nur deswegen trug ich die Markenjeans. Damit war ich aktuell modern gekleidet. “Das“, so versprach mir die Werbung, “machte mich glücklich“. Ich war damit kein Außenseiter, kein Sonderling. Ebenso machte mich das große, schnelle Auto, das ich besaß, zu einem echten Mann. Das teure Handy mit der dazu passenden Uhr sollte zeigen, dass ich erfolgreich war. Ich konnte es mir leisten. Und ich überriss wie oft ich dieser Lüge anheim gefallen war. Ich war Teil dieses Systems, weil ich immer mehr arbeitete, um das Geld zu verdienen, mit dem ich mir die Sachen kaufen konnte, mit denen ich mich für die viele Arbeit belohnte. Und dann arbeitete ich noch mehr, weil ich diese Dinge ja auch unterhalten musste. Dieses Verhalten war gut für die Gesellschaft und auch perfekt angepasst. Nur glücklich war ich nie. Zufriedenheit liess sich nicht kaufen. Und wenn, dann hielt der Rausch nur einen kurzen Moment und etwas neues musste her. Ich setzte wieder einen Fuß vor den anderen ohne die Richtung zu überdenken. Mein Ziel war mir jetzt jedoch sehr klar.

Auf dem Weg dorthin, so hoffe ich, werde ich Zufriedenheit und Selbstliebe erfahren.

Ein Kommentar bei „Rebellion durch Selbstliebe“

  1. […] muss durch eine alte Unterführung und entdecke eine Schmiererei, die mir „Denk nach“ zuruft. Seit ich eine beinahe philosophische Nachricht in einer Unterführung entdeckt habe, achte ich auf solche Zeichen. Ich heiße diese Art der Kunst nicht gut, aber wenn sie schon mal da […]

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